Dank Google Cloud: Algorithmus findet 27.500 Asteroiden in alten Aufnahmen

Ohne dass dafür eine einzige neue astronomische Beobachtung nötig war, wurden mit KI-Technik jetzt fast 30.000 bislang unbekannte Asteroiden gefunden.

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Viele kreisförmig angeordnete grüne Spuren

Die Bahnen der jetzt entdeckten Asteroiden

(Bild: B612 Foundation)

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Die Zahl der jüngsten Asteroidenfunde in den vergangenen Quartalen

(Bild: B612 Foundation)

Ein Forschungsteam hat mit KI-Algorithmen und dank der Ressourcen der Google Cloud wohl 27.500 bislang unbekannte Asteroiden entdeckt, ohne dass dafür auch nur eine einzige neue astronomische Beobachtung durchgeführt werden musste. Das berichtet die US-Organisation "B612 Foundation", die sich der Asteroidenabwehr widmet. Bei den jetzt entdeckten Kandidaten handelt sich um solche, die mit hoher Wahrscheinlichkeit echte Asteroiden seien, endgültig bestätigt sei das aber noch nicht.

Die Himmelskörper befänden sich größtenteils im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter, berichtet das Forschungsteam. Aber auch über 100 erdnahe Asteroiden sollen darunter sein. Insgesamt habe man damit im ersten Quartal 2024 bereits mehr Asteroiden entdeckt als im gesamten Vorjahr 2023.

Gearbeitet haben die Forscher laut der Mitteilung mit einer Datenbank, die Millionen astronomische Aufnahmen der US-Forschungseinrichtung NOIRLab enthält. Die wurden in die Google Cloud geladen und dann von einem KI-Algorithmus namens THOR (Tracklet-less Heliocentric Orbit Recovery) durchsucht. Der hat Milliarden abgebildeter Objekte miteinander in Beziehung gesetzt und nach Spuren gesucht, die auf Asteroiden hindeuten. In Zehntausenden Fällen wurde er fündig und die Technik hat damit den hohen Erwartungen entsprochem. Bei einem ersten Versuch hatte der Algorithmus vor zwei Jahren bereits rund 100 bis dato unbekannte Asteroiden entdeckt.

Asteroiden werden normalerweise entdeckt, indem derselbe Bereich des Himmels im Verlauf einer Nacht mehrmals abgelichtet wird. Himmelskörper innerhalb des Sonnensystems bewegen sich darauf, es entstehen "Tracklets". Auf deren Basis können Daten zur Position und Bewegung der Himmelskörper ermittelt werden, die dann weiter erforscht werden können. Der Algorithmus THOR kommt nun ohne solche Tracklets aus und benötigt lediglich mehrere Aufnahmen einer Himmelsregion, die innerhalb weniger Tage gemacht wurden. Dazu setzt er Lichtpunkte miteinander in Verbindung, die zu Asteroidenbahnen passen. Damit lassen sich alte Sammlungen nach bislang nicht auffindbaren Himmelskörpern durchsuchen, so wie jetzt beim Katalog NSC DR2 des NOIRLab.

Die Technik dürfte die Suche nach Asteroiden noch einmal deutlich beschleunigen. Die hat in den vergangenen 20 Jahren bereits enorm an Fahrt aufgenommen. Gefahndet wird dabei vor allem nach erdnahen Asteroiden, die unserem Heimatplaneten gefährlich werden könnten. Bei den besonders großen ist unser Bild bereits weitgehend komplett, bei den kleineren wird von einer noch hohen Dunkelziffer ausgegangen. Aber auch Objekte mit einem Durchmesser von wenigen Hundert Metern könnten bei einem Einschlag aber immense Verwüstungen anrichten. Entwickelt wurde der Algorithmus THOR am Asteroid Institute der B612 Foundation. Das will nun viele weitere Kataloge durchsuchen.

(mho)